Die Europäische Sumpfschildkröte ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Nach Untersuchungen der letzten zwei Jahrzehnte konzentrieren sich die bundesweit letzten autochthonen Vorkommen auf die nördliche Randlage der Schorfheide (Uckermark). Die Uckermark ist die Landschaft mit der geringsten Bevölkerungsdichte und zugleich der größten Maschenweite des Straßennetzes. Naturnähe, Gewässerreichtum und großflächig unzerschnittene Landschaft waren und sind wesentliche Voraussetzungen für einen außerordentlichen Reichtum an Amphibien und Reptilien und für das Überleben der Reliktpopulationen der Europäischen Sumpfschildkröte in dieser Region. Sumpfschildkröten nutzen offene vegetationsreiche Kleingewässer als Sommerlebensraum und überflutete Erlenbrüche als Winterquartier. Auf sonnenexponierten Trockenrasen legen sie ihre Eier. Im Frühjahr 2013 entdeckten Biologen auf einer Exkursion im Projektgebiet ein bisher unbekanntes Sumpfschildkrötenvorkommen. Bei dem Lebensraum handelt es sich um einen von ausgedehnten Mischwäldern, Mooren und blütenreichen Wiesen umgebenen Erlenbruch. Eine kleine Population konnte an diesem abgeschiedenen Ort bis heute überleben. Dank der schweren Zugänglichkeit und darüber hinaus der engen Verflechtung der Gewässer mit angrenzenden Wiesen bot das Gebiet den Schildkröten offenbar über viele Jahrhunderte nahezu ideale Lebensbedingungen.
Aufwand: 85.000 €
Aktuell droht dem Lebensraum eine unmittelbare Gefahr, denn ein den Wasserabfluss behinderndes Bauwerk ist inzwischen verrottet und unterspült worden und droht ausgespült zu werden. Damit wäre ein ungehinderter Wasserabfluss möglich und der Lebensraum gefährdet. Aktuelle Gespräche mit Landeigentümern, Förstern und Naturschutzbehörden vor Ort zeigten einen klaren Weg zur Erhaltung bzw. Revitalisierung des Lebensraumes auf. Zunächst galt es, das Trockenfallen der Gewässer- und Moorlebensräume zu verhindern. Dieses Vorhaben und die nachhaltige Sicherung setzte den Ankauf der wichtigsten Flächen im Kerngebiet (ca. 12 ha) voraus. Nach einem Kauf wurde das marode Entwässerungsbauwerk entfernt und durch einen permanenten Staudamm ersetzt. Die Stauhöhe wurde mit allen Beteiligten und Betroffenen abgestimmt. Folgende Maßnahmen waren in der Projektkonzeption/-planung enthalten: Untersuchungen des Reliktvorkommens, Bestandsstützung mit Wiederansiedlung, Monitoring, Erstellung eines Managementplans und Förderung von Synergieeffekten.
Die Gesamtkosten für den Projektzeitraum von 2014 bis 2017 betrugen 212.000 €. Darin enthalten ist u. a. der Ankauf der Flächen mit einem Betrag in Höhe von 52.000 €. Kooperationspartner waren die Heinz Sielmann Stiftung, die Agena e. V. als Projektträger, der Naturschutz Fonds Brandenburg und die KSS. Der Flächenkauf wurde vollzogen, die KSS als Grundstückseigentümerin ausgewiesen.
Siehe dazu auch: Wassermühle eine Aufzuchtstation für bedrohte Tierarten, Artenschutzprojekt Europäische Sumpfschildkröte und Life-Projekt Europäische Sumpfschildkröte, Agena e. V..